Ein Klettersteig an einem Wasserfall – Der Pisciadu Klettersteig

Meiner Meinung nach gehört er zu den schönsten Routen in den Dolomiten, der Via Ferrata Brigata Tridentina oder hierzulande auch als Pisciadu Klettersteig bekannt. Die Schwierigkeit des Klettersteigs liegt im mittleren Breich, wobei es darauf ankommt, welchen Bereich des Klettersteigs du besteigst. Denn der Pisciadu Klettersteig unterteilt sich in drei Abschnitte, die du allesamt vor dem nächsten Abschnitt verlassen kannst. Allerdings würdest du beim vorzeitigem Ausstieg auf das Highlight verzichten, eine stabile Hängebrücke, die eine 200 Meter tiefe Schlucht überspannt.

Parken und Aufstieg zum Klettersteig

Der Klettersteig ist gleich von mehreren Seiten gut ausgezeichnet. Am Einfachsten stellst du dich auf die große kostenfreie Parkfläche, welche sich direkt vor dem Abstieg des Pisciadu Klettersteig befindet. Diese findest du kurz nach dem Grödner Joch, einen Pass in den Alpen, sobald du diesen in Richtung Corvara überquert hat.

Anschließend folgst du den Wegweisern, die nach links weisen. Der Weg quert an dieser Stelle eine Felswand, an der sich zahlreiche Kletterrouten befinden. Nach rund 10 Minuten hast du bereits die ersten Seilsicherungen des ersten Teilstücks des Pisciadu Klettersteig erreicht

Das erste Teilstück des Pisciadu Klettersteig und ein Notausstieg

Die Seilsicherungen führen beginnend den Felsen hinauf. Wenig später befinden sich zusätzlich in der Wand viele künstliche Tritte. Auf diesem ersten Teilstück kannst du dich erst einmal warmlaufen oder ausprobieren, bevor du dich an die nächsten Abschnitte wagst. Aufpassen solltest du hier trotzdem, da dieser Bereich auch an trockenen Tagen meistens sehr feucht ist.

Oben angekommen weisen weitere Wegweiser in Richtung des eigentlichen Einstiegs des Pisciadu Klettersteigs. Wenn du bis hier schon Schwierigkeiten hattest, kannst du rechts in Richtung Parkplatz den Klettersteig verlassen. Für diese kleine Rundtour solltest du dann maximal 2 Stunden einplanen. Die Schwierigkeit kann man in diesem Abschnitt mit KS3 bewerten.

Das zweite Teilstück des Pisciadu Klettersteig, entlang des Wasserfalls

Du hörst das Rauschen des Wasserfalls bereits von Weitem. Kurz vor dem Wasserfall befindet sich der nächste Einstieg. Bis du das erste Mal hier, mache einen Abstecher zum Wasserfall und schieße ein Foto.

Nach dem Einstieg geht es leicht ansteigend und immer an der Wand entlang nach oben. Der gesamte Klettersteig ist hier mit Seilsicherungen sehr gut versichert. Ein Stückchen später geht es etwas steiler hinauf. Doch befinden sich an den schwierigen Stellen immer künstliche Tritte.

Nach ein paar Metern kommst du auf einen natürlichen Platz. Der Klettersteig zieht sich von hier aus rechts weiter nach oben. Möchtest du jedoch ein wenig ausruhen ist dieser Platz ideal dafür geeignet, denn ein paar schmale Pfade führen zu einer Furt des Wasserfalls, bevor sich dieser die nächsten Meter in die Tiefe ergießt.

Der Pisciadu Klettersteig führt von hier aus weiter nach oben. Du steigst nun eine Wand senkrecht hinauf, die mit künstlichen Tritten versehen ist. Anschließend querst du den Felsen, bevor du ihn als Nächstes breitflächig und leicht aufsteigend umrundest. Von hier aus siehst du bereits das riesige Plateau, auf dem sich mehrere kleine Bäche zu dem Wasserfall vereinen.

Jetzt sind es noch einmal rund 100 Höhenmeter bevor du einen weiteren Pfad erreichst. Auf diesem kannst du im Notfall aussteigen, falls der Pisciadu Klettersteig bis hierher zu schwierig für dich war. Entscheidest du dich für diese Variante, folgst du dem Pfad über das Plateau dem Berg hinauf zum Rifugio Franco Cavazza al Pisciadu.

Den 2. Abschnitt des Klettersteigs würde ich von der Schwierigkeit ebenfalls mit einer KS3 einstufen, wobei die Länge für manchen trotzdem kräftezehrend sein kann. Für das letzte Teilstück solltest du aber genügend Kraftreserven besitzen, denn dieses wird um einiges schwieriger und exponierter.

Das dritte Teilstück des Pisciadu Klettersteig und die Hängebrücke

Der Pisciadu Klettersteig zieht sich nun straff nach oben. Auch hier gibt es an den schwierigen Stellen immer wieder künstliche Tritte. Du folgst dem Weg der über Eisentritte und einer leicht überhängenden Stelle zu einer Eisenleiter führt. Auf dieser überwindest du die nächsten Höhenmeter, mit reichlich Luft unter dem Hintern.

Blickst du nach links, siehst du das Refugio Pisciadu. Nach rechts eröffnet sich dir ein herrlicher Blick in Richtung Corvara. Kurz nach der Eisenleiter führen die Seile des Pisciadu Klettersteig noch einmal nach links hinauf. Sobald du die Spitze erreicht hast, eröffnet sich der Blick auf die Hängebrücke, für die Meisten das Highlight des Klettersteigs.

Du umwindest noch einmal links den Felsen und stehst wenige Sekunden später bereits auf der gut befestigten Hängebrücke. Nach der Hängebrücke geht es noch ein paar Seillängen weiter hinauf, die jedoch nicht mehr kraftraubend und anstrengend sind.

Dieser Abschnitt des Pisciadu Klettersteig ist der Schwierigste. An den meisten Stellen dürfte man ihn mit einer KS4 bewerten. Von der Länge ist er jedoch um einiges kürzer als der Weg zuvor, den du überwindest nur noch rund 100 Höhenmeter, bevor du die Brücke erreicht.

Abstieg vom Klettersteig Pisciadu Klettersteig über den Weg 666

Der Weg, nachdem du den Pisciadu Klettersteig verlassen hast, führt zum Refugio Pisciadu. Von dort zweigt rechts der Wanderweg 666 ab. Dieser führt zum Beginn sehr steil, aber gut und reichlich versichert hinab zum Parkplatz. Du solltest jedoch für den Rückweg etwas mehr Zeit einplanen, da der Weg reichlich begangen ist. Des Öfteren kann es zu Wartezeiten kommen, weil Aufsteigende vorbei möchten.

Hattest du mit dem Klettersteig bereits Schwierigkeiten, solltest du für den Rückweg das Klettersteigset anbehalten. Die ersten Höhenmeter des Rückwegs lassen sich zum Teil besser gesichert absteigen, als sofort nach vorne los zu stürmen.

Nach den ersten rund 100 Höhenmetern enden die Sicherungen. Anschließend läufst du in Kehren das Schotterfeld hinab bis du zu einem Wegweiser kommst. Hier folgst du der Ausschilderung zum Parkplatz des Pisciadu, der sich jetzt noch einmal rund 100 bis 150 Meter in die Tiefe zieht.

Noch ein paar Hinweise zum Pisciadu Klettersteig

Der Pisciadu Klettersteig ist meistens sehr stark begangen. Deswegen solltest du für diesen an sonnigen Tagen etwas mehr Zeit einplanen. In rund 5 Stunden ist der Klettersteig aber auch bei normalen Begängnis gut zu meistern.

Nach starken Gewittern kann es geschehen, dass einer der Pässe zum Klettersteig wegen Steinschlag gesperrt ist. Ist dies der Fall bieten sich folgende Alternativen an. Von Corvora fährt eine Seilbahn, bis kurz vor dem Pass Grödner Joch. Von hier aus steigst du zum Grödner Joch hinab und querst anschließend auf dem Weg 666 hinüber zum Einstieg des Pisciadu Klettersteig. Einsteigen würdest du über diese Route im zweiten Teilstück.

Ebenfalls möglich aber etwas länger ist der Zustieg vom Seller Pass, wenn die Straße zum Grödner Joch gesperrt ist. Von hier folgst du den Wegweisern hinauf zum Grödner Joch und anschließend ebenfalls dem Weg 666 bis zum Pisciadu Klettersteig. Für diesen Zustieg solltest du rund 1,5 bis 2 Stunden einplanen.

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