Ein unvergesslicher Tagesausflug – von Hiroshima nach Miyajima

Wusstest du, dass zu Japan mehr als 6.800 Inseln gehören? Viele davon sind sehr klein und 98 % der Landmasse verteilen sich auf die vier größten: Hokkaidô, Honshû, Shikoku und Kyûshû. Das heißt aber nicht, dass die anderen weniger beliebt sind. Gerade eine, in der Nähe von Hiroshima, wird sehr häufig besucht. Die Rede ist selbstverständlich von Miyajima. Wie genau du dort hinkommst und was du alles entdecken kannst, erfährst du hier!

Grundsätzliches zu Miyajima

Hast du dich schon grob über Hiroshimas Sehenswürdigkeiten informiert, bist du mit Sicherheit schon einmal über den Namen Miyajima gestolpert. Die Insel, die eigentlich Itsuku Shima (dt.: Schrein-Insel) heißt, liegt kurz vor der Küste und gehört zu den Tourist:innen-Attraktionen schlechthin. Warum? Auf ihr findest du eine kleine Welt voller traditioneller Bauten und niedlicher Gassen, die nach einem Besuch der Gedenkstätten die Stimmung wieder etwas lockert.

Miyajimas Küstenstreifen, in der Ferne ist ein rotes Tor mitten im Wasser zu erkennen, dahinter türmen sich Berge auf

Wolkig und grau: recht typisches Wetter für Hiroshima und Umgebung

Das Eiland umfasst nur etwa 30,33 km² und zählt heute zu den drei schönsten Landschaften Japans. Auf ihm leben etwa 2.000 Einwohner:innen, wobei Frauen dieses erst seit dem 20. Jahrhundert betreten dürfen. Hinzu kommen die vielen vierbeinigen Mitbürger:innen. Dazu aber später mehr.

In frühhistorischer Zeit galt die Insel im Übrigen als heiliger Ort. Sprich, hier durfte es in der Vergangenheit weder Geburten noch Todesfälle geben. Diese Prozesse gelten nämlich als unrein und bis jetzt werden Verstorbene auf das Festland übergesetzt.

Anreise: von Hiroshima nach Miyajima

Ich denke, ich habe es bereits recht deutlich gemacht: Besuchst du Hiroshima, wirst du um einen Abstecher auf die vorgelagerte Insel nicht herumkommen. Das kann ich dir auch nur wärmstens empfehlen. Du kannst sie von der Hafenstadt aus über zwei Wege erreichen.

Option 1: Nimm die Express-Fähre, die direkt vom Friedenspark abfährt. Startpunkt ist der Motoyasu-Pier. Diesen findest du südlich der gleichnamigen Brücke, flussabwärts vom A-Bomb Dome. Das Übersetzen dauert etwa 45 Minuten und kostet zwischen ¥ 2000 und  ¥ 3600 (13–25 €), je nachdem, ob du ein One-Way-Ticket oder gleich Hin- und Rückfahrt kaufst. Die Fähre legt normalerweise einmal in der Stunde ab. Genauere Abfahrtszeiten findest du auf der offiziellen Website.

Option 2: Nimm die Tram San-yo-Line von Hiroshima Station bis zur Miyajima-guchi Station. Dafür braucht die Bahn ca. 26 Minuten und es kostet ¥ 260/1,80 € (alternativ fährt auch die Hiroden-Tram, aber das dauert wesentlich länger). Steige dort dann am Pier für 10 Minuten und  ¥ 180/1,30 € auf die Fähre um. Hast du einen JR-Pass, sind deine Kosten für diese Reise übrigens gedeckt.

Auf der Insel selbst erreichst du alles zu Fuß. Außer vielleicht, wenn du Mt. Misen nicht besteigen willst. Dann kannst du einfach die örtliche Seilbahn verwenden.

Für den Tourismus toll, für die Bewohner:innen weniger – das Problem mit den Rehen

Japan ist bekannt für seine Städte und Inseln voller Vierbeiner. Neben der Rabitt- oder Cat-Island gibt es nicht nur in Nara, sondern auch auf Miyajima Rehe zu bestaunen. Diese haben keine Angst vor Menschen und lassen sich ohne weiteres fotografieren und sogar streicheln. An dieser Stelle aber der Hinweis: Es handelt sich dabei immer noch um wilde Tiere. Bleib also vorsichtig und achte auf mögliche Warnsignale.

Ein Rehbock mit Geweih liegt am Strand neben einem kleinen Baum auf Miyajima

Ziemlich niedlich – aber auch ganz schön frech

Im Gegensatz zu Nara sind sie hier aber eigentlich eher unerwünscht. Denn die Rehe bedienen sich einfach an den Gärten der Anwohner:innen oder blockieren die Eingänge zu Restaurants. Deshalb darfst du sie auch nicht füttern. Hierzu ebenfalls ein Tipp: Pass auf deine Tickets auf. Papier schmeckt den kleinen Vielfraßen nämlich auch. Bevor ich mich versah, hatte eines von ihnen frech seinen Kopf in meine Jackentasche gesteckt und meine Fahrkarte war verschwunden. Glücklicherweise nicht die für die Rückreise.

Da sich viele Tourist:innen jedoch nicht an diese Regeln halten, werden die Rehe in naher Zukunft nicht verschwinden. Ihre Population zu verringern, ist allerdings ebenso verboten. Nicht nur werden die Tiere als heilig angesehen, durch die oben angesprochene Reinheit der Insel dürfen sie nicht getötet werden.

Links ein Kanal, rechts ein Weg mit diversen kleinen Geschäften

Nachts leeren sich die Straßen des kleinen Ortes

Miyajimas Sehenswürdigkeiten

Auch wenn Miyajima nicht sehr groß ist, gibt es doch einiges zu bestaunen. Ich habe damals nur einen Tagesausflug dorthin unternommen, doch das Übernachten soll sich sehr lohnen. Dann verschwinden nämlich die meisten Tourist:innen wieder aufs Festland und es wird sehr ruhig im Ort. Solltest du dir kein Hotel oder Ryokan gebucht und nur ein paar Stunden Zeit haben, sieh dir die folgenden Dinge an.

Itsukushima-jinja-Schrein

Hast du schon einmal im Buchhandel oder der Bibliothek einen Reiseführer über Japan in die Hand genommen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass darauf folgendes abgebildet war: ein großes rotes Tor, das auf dem Wasser zu schwimmen scheint. Dieses Torii gehört zum Itsukushima-Jinja-Schrein. Zusammen bilden sie das spirituelle Zentrum der Insel und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Eine Schreinanlage auf Miyajima aus größtenteils rot gestrichenem Holz, die auf Stelzen im Wasser steht

Rot und direkt am Wasser: eine von Japans berühmtesten Schrein-Anlagen

Laut Legende soll der Schrein im Jahr 593 unter Kaiserin Suiko gegründet worden sein. Damit würde er zu einer der ältesten Anlagen des Landes gehören. Er besteht aus mehreren kleineren Teilen mit einer großen Haupthalle, in denen verschiedene Gottheiten und mythologische Figuren verehrt werden. Die meisten von ihnen sind weiblich und nehmen entscheidenden Einfluss auf das Meer und die Schifffahrt, beispielsweise die Glücksgöttin Benzaiten.

  • Adresse: 1-1 Miyajimacho, Hatsukaichi, Hiroshima 739-0588, Japan
  • Öffnungszeiten: 06:30-18:00 Uhr
  • Eintritt: Einzel- oder Kombitickets für Itsukushima-Schrein, die Schatzhalle und den angrenzenden Houkouku-Schrein erhältlich

Du kannst vor Ort übrigens selbst testen, wie dir die Gottheiten gesonnen sind. Dazu ziehst du ein Omikuji (Orakelzettelchen). Eventuell findest du hier am Stand keine:n Verkäufer:in, sondern es läuft nach Vertrauensprinzip. So funktioniert es: Zieh einen Stock aus einer Box – die Nummer darauf zeigt dein Los – es gibt alles, von großem Pech bis zu großem Glück. Gefällt dir dein Orakel nicht, bindest du den Zettel im Schrein fest und nimmst das angekündigte Unheil so nicht mit nach Hause.

In einem Gang aus rotem Holz sind an der Ballustrade Papierzettelchen angebunden

Diese Lose wollte niemand mit nach Hause nehmen

Hinweis: Für die Omikuji brauchst du wahrscheinlich jemanden zum Übersetzen.

Houkou-ji-Tempel

Diese Anlage findest du auch unter dem Namen Senjokaku (dt.: Pavillon der 1.000 Matten). Bauen lassen hat sie Toyotomi Hideyoshi in Gedenken an gefallene Soldat:innen. Allerdings wurde sie nicht vollständig fertiggestellt. Das erkennst du gut an den fehlenden Decken und dem recht simplen Eingang. Doch das ist eigentlich ganz praktisch, denn dadurch kannst du die alte japanische Technik des Zusammensteckens genauer in Augenschein nehmen.

Ein Gebäude auf Miyajima dessen Dach mit sehr vielen Holzbalken gestützt wird

Erspähst du den großen Holzlöffel am rechten Bildrand?

Dabei werden Balken und andere Trägerstrukturen nicht miteinander vernagelt, sondern ineinander gesteckt. Grund dafür sind die spärlichen natürlichen Eisenvorkommen Japans. Direkt neben der Tempelanlage steht zudem eine bunte, fünfstöckige Pagode aus dem Jahr 1407. Da beide Gebäude auf einem Hügel angelegt sind, hast du von hier oben einen wunderbaren Blick über die Bucht von Miyajima.

  • Adresse: 1-1 Miyajimacho, Hatsukaichi, Hiroshima 739-0588, Japan
  • Öffnungszeiten: 08:30-16:30 Uhr
  • Eintritt: frei

Lokale, kulinarische Spezialitäten sind übrigens gegrillte Austern und mit roter Bohnenpaste gefüllte Gebäcke in Ahornblattform. Ein typisches Mitbringsel stellen hölzerne Reislöffel (Shamoji) dar. Einen Riesigen kannst du dir im Houkou-ji-Tempel anschauen.

Daigan-Ji-Tempel

Ebenso unweit vom Itsukushima-Jinja-Schrein und am Ende des Miniatur-Pilgerweges liegt der Daigan-Ji-Tempel. Dieser ist einer von wenigen, die in ganz Japan bekannt sind. Dies liegt an der darin verehrten Gottheit Benzaiten. Zusätzlich findest du in der angrenzenden Gomado-Halle vier Buddha-Statuen, die ebenfalls als wichtiges Kulturgut deklariert wurden.

  • Adresse: 3 Miyajimacho, Hatsukaichi, Hiroshima 739-0535, Japan
  • Öffnungszeiten: 08:30-17:00 Uhr
  • Eintritt frei
Eine Tempelanlage in braun- und beige-Tönen

Eine etwas kleinere Tempelanlage auf Miyajima

Für etwas körperliche Ertüchtigung auf Miyajima: Besteige Mt. Misen!

Zum Abschluss dieses kleinen Miyajima-Rundgangs möchte ich dir noch ein paar Informationen zu Mt. Misen mit an die Hand geben. Dieser 535 Meter hohe Berg ist nämlich ebenfalls ein beliebtes Ausflugsziel. Er liegt im Zentrum der Insel und ist vollständig von Wald umgeben.

Als allererstes bestiegen haben soll ihn der Mönch Kūkai oder Kōbō-Daishi. Dieser sei dort asketischen Übungen nachgegangen und das dabei in ihm entzündete Feuer lodere seither. Heute brennt es kurz unterhalb des Gipfels in der “Halle des nie verlöschenden Feuers.” Es ist auch der Ursprung für die Flamme im Friedensgedenkpark in Hiroshima. Und jährlich laufen Gläubige während Festtage Mitte April und Mitte November zu Ehren der Berggötter über entzündete Kohlen.

Entlang des Weges kommst du auch an einem schönen Schrein mit vielen Sälen und in Stein gehauenen Bildern vorbei – dem Daishoin. Hast du allerdings keine Lust aufs Wandern, kannst du wie viele andere Besucher:innen mit der Seilbahn hochfahren und anschließend runterspazieren. Das Ganze dauert etwa 30 Minuten. Informationen zu den verschiedenen Tickets bekommst du hier.

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