Außergewöhnliches in Amsterdam: Rotlichtviertel

Direkt gegenüber dem Hauptbahnhof, versteckt hinter einer Häuserzeile, findest du eine einst in sich geschlossene Welt: Amsterdams Rotlichtviertel. Dieser Bezirk ist heute allerdings nur noch eine Touristenattraktion. Denn wie uns Einheimische verrieten, geht kein Niederländer:in mehr hier hin. Was es darüber sonst noch alles zu wissen gibt und worauf du bei deinem Besuch achten solltest, erfährst du in diesem Beitrag. Jetzt weiterlesen!

Die wichtigsten Infos im Überblick

Aufgrund des starken Tourismus der letzten Jahre wird Amsterdams Rotlichtviertel immer weiter zurück gebaut. Dies äußert sich zum Beispiel darin, dass Laufbordelle (Häuser, bei denen Sexarbeiter:innen Zimmer anmieten) nur noch auf einem kleinen Gebiet erlaubt sind. Dadurch schrumpft der Bezirk von Jahr zu Jahr ein bisschen weiter. Trotzdem ist er einen Besuch wert. Hier einmal die essenziellen Fakten dazu:

Lage: Das Rotlichtviertel befindet sich östlich von Damrak, welches von Warmoesstraat, dem Nieuwmarkt und dem Chinatown-Viertel eingeschlossen ist.
Anfahrt: Am einfachsten kommst du zu Fuß von Amsterdam Central, dem Hauptbahnhof. Bist du schon in der City, erreichst du es aber auch sehr gut von der Haltestelle „Dam“ oder der Metrostation „Nieuwmarkt“. Noch mehr Infos zum Nahverkehr in Amsterdam findest du hier.
Besuchszeit: Idealerweise am Abend, wenn hier die Neonlichter leuchten. Tagsüber findest du hier aber ebenfalls besetzte Laufbordelle.
Richtlinien: Im Rotlichtviertel und auch dem Rest von Amsterdam gibt es in der Zwischenzeit hohe Strafen für verschiedene Vergehen, wie Müll wegwerfen oder sich in den Kanal zu erleichtern.
Mouline Rouge: Das Moulin Rouge im Roltichtviertel befindet sich auf der Oudezijds Achterburgwal. Am einfachsten kommst du von Chinatown hierher.
Straße am Kanal im Rotlichtviertel von Amsterdam

Das Rotlichtviertel von Amsterdam befindet sich an einem schmalen Kanal.

Von damals bis heute: Geschichte des Rotlichtviertels

Das Rotlichtviertel in Amsterdam, auch bekannt als De Wallen oder „Rosse Buurt“, hat eine lange und faszinierende Geschichte. Bereits im 17. Jahrhundert entwickelte es sich zu einem Zentrum der Prostitution, denn die bedeutende Hafenstadt zog Matrosen an, die nach Monaten auf See nach Vergnügen suchten. Obwohl es zu dieser Zeit ein offizielles Verbot der öffentlichen Prostitution gab, florierte das Milieu weiterhin.

Im 19. Jahrhundert wurden die Moralvorstellungen strenger und das Gewerbe wurde als Sklaverei und Ausbeutung von Frauen angesehen. Dennoch blieb das Viertel bestehen und verschiedene Gesellschaften begannen, über die Legalisierung und den Schutz der Sexarbeiter:innen zu diskutieren. Im Jahr 2000 legalisierte die Niederlande als eines der ersten Länder Prostitution schließlich vollständig und zeigte damit seine offene und tolerante Einstellung gegenüber sexueller Vielfalt. Das soll jedoch nicht heißen, dass jetzt alle Beteiligten hier freiwillig arbeiten.

Zur rechten und linken Seite eines Kanal sind Häuserreihen zu erkennen. Davor viele Fahrräder und Sitzgelegenheiten

Foto: ©
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Neben den diversen alteingesessenen Etablissements sind heute eine Reihe an Kneipen, Kunstateliers und alternativen Restaurants hinzugekommen, die das über die Zeit verbesserte Bild des Stadtteils untermauern. In dem von vielen Tourist:innen besuchte Szeneviertel kannst du in eine einzigartige Welt abtauchen, die besonders in der Abenddämmerung mit ihrem einzigartigen Charme überzeugt.

Lage & Sicherheitshinweise für das Rotlichtviertel von Amsterdam

Wo findest du in Amsterdam Rotlichtviertel? Das zentralste und bekannteste liegt an einem Kanal, dem Oudezijds Achterburgwalm, dessen Wege in einer Sackgasse enden. Diese Zugangsstraßen sind dabei bewusst etwas enger gehalten, sodass sich nicht jede:r gleich hierher verirrt.

Eine Häuserreihe mit einem Schaufenster, das zu einem Bordell gehört. Am Straßenrand viele Fahrräder

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Dieser Kanal darf nicht mit dem Boot befahren werden. Willst du dennoch einen Blick vom Wasser aus auf Amsterdams Rotlichtviertel erhaschen, dann begib dich auf eine Tour. Neben der Kirche De Oude Kerk gibt es zum Beispiel einen Kanal, den Oudezijds Voorburgwal. Dieser wird vor allem von Partybooten befahren.

Am Abend kannst du hier viele junge Menschen beobachten, wie sie auf diesen feiern. Deshalb wurden in der Zwischenzeit aber auch sehr teure Strafen für bestimmte Ordnungswidrigkeiten eingeführt, darunter für das achtlose Wegwerfen von Müll sowie das Urinieren in die Kanäle.

Wenn du stattdessen lieber die Grachten der Stadt erkunden möchtest, dann findest du in meinem Artikel zu den Grachten von Amsterdam jede Menge Infos.

Auch als Frau musst du dich hier nicht fürchten. Das Viertel ist gut durchmischt und wird nicht nur von Männern besucht. Viele der Shows sind zudem einzig für das weibliche Geschlecht konzipiert. Trotzdem solltest du selbstverständlich nicht leichtsinnig unterwegs sein und auf deine Habseligkeiten achten.

Straße mit Bordellen in Amsterdam

Die Straßen sind hier etwas enger als in anderne Teilen der Stadt.

Sexarbeit in Amsterdams Rotlichtviertel – alles nur Show?

Besuchst du das Rotlichtmilieu in Amsterdam, wirst du bereits ab dem späten Vormittag die ersten Sexarbeiter:innen in ihren Schaufenstern sehen. Die meisten Bordelle mit gläserner Front findest du auf dem Oudezijds Achterburgwal. Spazierst du hier, beginnend von der Oude Doelenstraat, in Richtung Hauptbahnhof, wirst du sofort jede Menge davon entdecken.

Dazu gibt es in den engen Verbindungsstraßen zwischen den beiden Kanälen sowie nördlich der De Oude Kerk hier und da weitere Etablissements dieser Art. Doch werden hier tatsächlich Dienste angeboten oder präsentieren sich die Sexarbeiter:innen hier nur, um den Tourist:innen ein interessantes Bild zu liefern?

Bordell im Rotlichtviertel von Amsterdam

In vielen Häusern gibt es Bordelle oder Clubs mit Sexshows. Auch existieren hier viele Museen zum Thema Sex.

Bei meinen Besuchen habe ich nur wenige Personengesehen, die dort mal wirklich in die Räume verschwunden sind. Ich kann mir aber vorstellen, dass dies ab Mitternacht zunimmt, wenn viele Reisende nach ihrer Coffeeshop-Tour etwas gelöster sind (Coffeshops sind Läden, in denen du Marihuana konsumieren kannst).

Mir ist zudem aufgefallen, dass einige der Prostituierten ihre Vorhänge geschlossen hatten. Das bedeutet aber nicht, dass hier nicht gearbeitet wird. Tatsächlich liegen diese dann meist auf ihren Betten und versuchen über ihre PCs & Smartphones an neue Freier:innen zu gelangen.

Die jeweiligen Schaufenster mit den dahinter befindlichen Schlafzimmern werden im Übrigen tageweise für 80 € an die Prostituierten vermietet. Bei den Preisen stellte ich mir die Frage, ob man diese auch als Tourist:in mieten und hier übernachten kann :).

Schilder mit Mietpreisen an Bordellen in Amsterdam

Interessant ist, man kann sich ein Zimmer in einem Bordell mieten. Die Preise dafür stehen an den Fenstern.

Attraktionen in Amsterdams Rotlichtviertel: Sexshops, Sexshows, Sexmuseen

Selbstverständlich haben die Stadtführer:innen Amsterdams Rotlichtviertel schon lange für sich entdeckt und bieten vor Ort eigene Führungen an. Denn zu sehen gibt es hier nicht nur die oben beschriebenen Schaufenster, sondern ebenso jede Menge Sexshops. Diese befinden überall im Bezirk verstreut und auch etwas weitläufiger rundherum kannst du weitere Geschäfte dieser Art erspähen.

Denkmal für Prostituierte in Amsterdam

Vor der Kirche De Oude Kerk steht sogar ein Denkmal für die Prostituierten dieser Welt.

Auf Sexshows und Museen zur Thematik wirst du vor allem auf der Oudezijds Achterburgwalm treffen. Dort gibt es die meisten jener Etablissements, welche mit großen, aufreizenden Reklamepostern für ihre Vorstellungen werben. Hier findest du auch das Moulin Rouge Amsterdam mit seinen Stripshows.

Mein Hinweis: Wenn du mehr über das Viertel erfahren möchtest, dann solltest du unbedingt das Amsterdam Museum besuchen. In diesem befindet sich in der obersten Etage eine eigene kleine Ausstellung zum Rotlichtmilieu in Amsterdam.

 

Bordelle an der De Oude Kerk Kirche in Amsterdam

Die Kirche De Oude Kerk ist wahrscheinlich die einzige Kirche auf der Welt, die sich inmitten eines Rotlichtviertels befindet.

Eine abschließende Bitte: Auch wenn die Stadt und ihr Viertel für Offenheit und Toleranz steht, wird das älteste Gewerbe der Welt heute immer noch von vielen Menschen als schmutzig oder minderwertig erachtet. Sei kein Teil dieser Stigmatisierung und gehe mit den Sexarbeiter:innen respektvoll um – egal, ob du diesen nur beiläufig begegnest oder einen der verschiedenen Dienste in Anspruch nimmst.

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